
SGA besiegt Nördlingen in der Deininger Mauer mit 4,5:3,5!
In der dritten Runde stand unser erstes Auswärtsspiel an – eine Reise nach Nördlingen. Da nach Runde 2 die Tabellenplätze 1 und 2 an die SGA und Nördlingen vergeben waren, kam es nun zum echten Spitzenreiterduell.
Austragungsort war ausgerechnet die Deininger Mauer. Die Stadtmauer Nördlingens zählt zu den herausragenden Denkmälern Deutschlands: Sie ist das einzige Bauwerk dieser Art, auf dem Besucher die Altstadt vollständig umrunden können, ohne den Mauerring zu verlassen. Für eine Sightseeing-Tour blieb uns jedoch keine Zeit – wir mussten in der Mauer um die Tabellenführung kämpfen.

Brett 4: Hans Kampen
Hannes (Schwäbischer Meister 1977) und Werner Wittal (Augsburger Stadtmeister 1980) kennen sich laut Hannes seit gemeinsamen Schulzeiten vor 57 Jahren. Danach spielten sie beim SGA-Vorgängerverein Königsspringer Augsburg und nach der Fusion mit 1873 jahrzehntelang gemeinsam in einer Mannschaft und bildeten den Kern der damaligen SGA-Landesliga/Regionalligamannschaft bis Werner endgültig ins Ries verzog. Verständlich, dass sie keine große Lust hatten sich lange zu bekämpfen. Wittal reagierte beim Betreten des Spiellokals, als er sah gegen wen er spielen musste, übrigens mit einem lauten "Auweh!"….. Ergebnis war somit klar. 0,5 : 0,5
Brett 3: Thomas Steiner
Einer von uns hatte dann doch großes Interesse an der Kultur von Nördlingen. Der Sonntag für Thomas verlief wie folgt: "Ich spielte an Brett 3 gegen Wolfgang Schmidt. Meine Reti-mäßige Bekämpfung der Königsindischen Verteidigung langweilte meinen Gegner so sehr, dass er früh Remis bot. Ich nahm das Angebot an, um an diesem sonnigen Herbsttag das hübsche Städtchen Nördlingen auf seiner mittelalterlichen Stadtmauer zu umrunden und vom 90m hohen Kirchturm Daniel den Ausblick auf Fachwerkhäuschen und den Meteoritenkrater Ries zu genießen. Aus touristischer Perspektive ein rundum gelungener Ausflug." aktueller Stand 1:1
Brett 8: Zacharias Janowitz (Mr. 100%)
Obwohl Zachi ebenfalls Teil des „weißen Autos“ war – alle Weißspieler fuhren gemeinsam und holten starke 3:1 Punkte –, war er bereits nach zwei Zügen unzufrieden. Eine Abtauschvariante mit symmetrischer Figurenaufstellung: für ihn schlicht zu langweilig. Da er aber nicht schon wieder Remis machen konnte und wusste, dass er nur geduldig spielen musste, um am Ende die besseren Chancen zu haben, täuschte er mit einigen scheinbar passiven Springerrückzügen (Sd2 und Sc1) Schwäche vor. Genau diese Springer brachte er später im richtigen Moment zurück ins Spiel – mit tödlichen Drohungen, die sein Gegner nicht vollständig abwehren konnte

Stellung nach 24.Th3 Schwarz versuchte noch mit g6 zu verteidigen, doch gab nach 25.Lxe4 auf, da als nächstes der Springer auf f6 einschlägt. Führung! 2:1
Brett 2: Martin Schoenwetter
Nach einer eigentlich ruhigen Eröffnung spielte Martin den Luftloch-Zug h6 etwas zu früh. Sein Gegner hatte nämlich noch gar nicht rochiert und entschied sich spontan, mit g4 anzugreifen und danach lang zu rochieren. Weiß gelang es jedoch nicht, den Angriff konsequent weiterzuführen, sodass Martin schon wenige Züge später mit einem Gegenspiel am Damenflügel ausgleichen konnte. Nach einigen weiteren Ungenauigkeiten seines Gegners übernahm Schwarz sogar die aktivere Stellung. Dennoch akzeptierte Martin im 34. Zug das Remisangebot.

Schlussstellung wo Schwarz durchaus mit 34….Tc3! oder 34….Df1 hätte auf Gewinn spielen können. Aber gut, dann vorerst nur 2,5:1,5
Brett 5 – Evander Hammer (noch ein Mr. 100%)
Evander stand unter ähnlichen „Vorzeichen“ wie Hans Kampen: Auch er kannte seinen Gegner Andreas Gebhard noch aus gemeinsamen Jugendtagen – ließ sich davon aber nicht zu einem Kurzremis verleiten. Wie Zachi war auch er Teil des „weißen Autos“, und die Mission war klar.
Hier schildert er seine Partie selbst: „Aus einer katalanisch angehauchten Eröffnung heraus baute ich kontinuierlich Raumvorteil auf. Andreas beging am Damenflügel den entscheidenden Fehler (c6 und b5) und schloss damit die Stellung – sein Läufer auf b7 wurde praktisch zur toten Figur. Ab diesem Moment war es reine Technik: Zug für Zug den Vorteil vergrößert, nur drei kleine Ungenauigkeiten, nie ernsthaft in Gefahr.
Lustig: Nach 20 Zügen hatte ich nur noch 6 Minuten (90 Minuten verbraucht), und im 41. Zug waren es immer noch 6 Minuten – der Zeitzuschlag machte’s möglich. Offenbar suche ich unbewusst den Zeitdruck, selbst in ruhigen Positionen. Am Ende ein klarer Sieg mit Matt im 41. Zug (95 % Accuracy). Die Partie zeigt, dass solides Positionsspiel auch nach fünf Jahren Pause funktioniert – Präzision entscheidet.“

Stellung vor dem 20ten Zug. Weiß zieht und gewinnt. Evander zog aber stattdessen den etwas ruhigeren Zug 20.Kh2, was aber letztendlich auch zum Gewinn führte. Damit stand es 3,5:1,5 – noch ein Punkt, oder zwei halbe, mussten her.
Brett 6 – Wolfgang Angeli
Der Gegner von Wolfgang wählte ein Gambit, das Wolfgang annahm, gab jedoch den Mehrbauern bereits während der Entwicklung wieder zurück. Als er seinen Springer aktiv nach d4 manövrieren konnte und Weiß den Fehler beging, diesen abzutauschen, stand Wolfgang schon nach 19 Zügen klar auf Gewinn. Schritt für Schritt baute er seinen Vorteil weiter aus – bis er im 54. Zug ein Schach übersah, das ihn einen Turm und damit leider die gesamte Partie kostete. Ein kleiner Rückschlag: Der Zwischenstand blieb zunächst bei 3.5 Punkten

Gewinnstellung für Schwarz nach 19 Zügen.
Brett 8 – Werner Kirchmeir
Werner Kirchmeir bekam es an diesem Tag mit dem jungen Emanuel Kaufmann zu tun (vermutlich dem Sohn meines Gegners an Brett 1). Der Nachwuchsspieler hatte an den ersten beiden Spieltagen bereits zwei Siege eingefahren und stand auch gegen Werner materiell besser: ein Mehrbauer und dazu gefährlich vorrückende, verbundene Zentrumsfreibauern. Evander hielt die Stellung zu diesem Zeitpunkt sogar für klar gewonnen für Nördlingen.
Doch Werner gelang es, seinen Gegner mit dem eigenen g-Bauern abzulenken. Überraschend bot der junge Nördlinger beim Zwischenstand von 3,5:2,5 für uns plötzlich Remis an. Zum Glück fand Thomas schnell unseren Capitano Martin, der Werner überzeugte, dass man das Angebot in dieser Situation unbedingt annehmen sollte.
Damit erhöhten wir auf 4:3. Kurz darauf eilte auch Thomas zu mir nach oben (das Spiellokal war auf zwei Ebenen verteilt – für Martin und mich oben nicht gerade optimal, da wir die anderen Partien kaum im Blick hatten). Mit leisen, aber deutlichen Handzeichen machte er mir klar: Ein halber Punkt reicht jetzt zum Mannschaftssieg."
Brett 1 – Denis Wiegner
Ich fand meine Partie fast rund um gelungen. Nur fasst deswegen, weil es am Ende doch nur zu einem Remis reichte. Aber starten wir von Anfang an. In der Eröffnung nahm ich Bauernschwächen (3 Bauerninseln gegenüber Schwarz mit nur 2 Bauerninseln) in Kauf, erhielt dafür aber Kompensation durch den Vorposten Be5 und den 2 starken Läufern, die von b2 und d3 aus zum schwarzen König zielten.

Stellung nach 15.f4
Nach einem Springermanöver (Sd2-f3-d4) unterschätze Schwarz die Drohung Sb5 und so gelang es mir die Schwarze Dame ins Abseits (b8) zu drängen und einen starken Springer auf d6 zu platzieren.
Doch wie sollte es nun weiter gehen? Die weißen Figuren standen optimal für einen Angriff und die schwarzen Figuren eher passiv und nicht bereit für eine aktive Verteidigung.
Da erinnerte ich mich an die Lektion, die ich gerade mit der SGA U14 besprochen hatte. Es ging um Opfer.
Muss man immer opfern?
Bin ich immer erfolgreich mit meinem Opfer?
Wann kann ich opfern? Nein, man kann nicht immer opfern! Man sollte die Stellung genau berechnen. Wenn sich hinterher herausstellt, dass mein Opfer falsch war, habe ich im Grunde genommen, die Figur eingestellt und nicht geopfert.
Diese Definition zu einem Opfer, ermutigte mich die Partie mit dem Bauernopfer 22.f5! fortzusetzen.

Stellung nach 22.f5 !
Schwarz war gezwungen den Bauern zu schlagen und zwar mit dem Bauern e6. Danach hat Weiß 3 Möglichkeiten zurückzuschlagen. Leider wählte ich die schwächste Fortsetzung 23.Sxf5, wogegen 23.Lxf5! der beste Zug gewesen wäre und selbst 23.Txf5!? wäre möglich gewesen. Doch auch nach 23.Sxf5 war die Stellung immer noch kompliziert genug und anfällig für auch nur kleine Fehler. So einen machte mein Gegner mit 30…La8?, so dass ich zum nächsten positionellen Bauernopfer ansetzen konnte.

Stellung nach 31.c5 !
Das Bauernopfer 31.c5! öffnet die Diagonale für den weißen Läufer und verstärkt den die Drohungen gegen f7.
Nachdem Schwarz auch hier mit dem Bauern zurückschlagen musste, war es wichtig, diesen erst mit 32.Lc4 zu blockieren. Hätte ich nämlich gleich mit dem Springer auf f7 eingeschlagen, wäre von Schwarz c4! gefolgt und der weiße Angriff wäre zum Erliegen gekommen. So aber sah ich meinen Triumpf nicht mehr in allzu weiter Ferne.

Stellung nach 32…Sd8?
Da war sie nun die Chance zum finalen Dolchstoß, der die mutige Spielweise von Weiß hätte krönen können. Na wer findet die richtige Zugfolge, die zum weißen Sieg führt?
Ich leider nicht. Zu sehr lag mein Focus auf einem Einschlag auf f7, so dass ich die Partie mit 33.Sxf7?! fortsetze, was Schwarz die Möglichkeit gegeben hätte mit 33….Ld5! nochmal entscheidend den weißen Angriff abzuschwächen.
Stattdessen aber fanden beide Seiten nicht immer die besten Zügen und so kam es zu folgender Stellung, als Thomas mir die Zeichen gab, dass ein Remis zum Mannschaftssieg reichen würde.
Stellung nach 43….Le4
Ich hatte lange an der Stellung überlegt, fand aber nicht den besten Zug 44.Le2!, welcher Weiß noch Siegchancen gegeben hätte. Und so wickelte ich mit 44.f8 (D) in ein Endspiel ab, wo Schwarz am Ende Dauerschach gibt.
Entstand 4,5:3,5
Was für eine schöne Partie, die leider nicht mit einem Sieg gekrönt wurde. Aber Hauptsache die Mannschaft hat gewonnen! Und obwohl wir ein Auswärtsspiel hatten, konnte ich zumindest Zachi und Evander für unser traditionelles Essen nach dem Mannschaftskampf gewinnen. Meine Frau und meine Tochter gesellten sich auch noch dazu.
