SGA kürt sich zum inoffiziellen Herbstmeister!

Zum Jahresabschluss führte uns der Spielplan noch einmal auswärts zur Spielgemeinschaft Kötz/Ichenhausen – einem Team, das 1980 aus dem Zusammenschluss von Kötz/Bubesheim und der Schachabteilung des SC Ichenhausen entstanden ist. Ein traditionsreicher Gegner also, und passend dazu stand ein echtes Spitzenspiel an: Tabellenführer gegen direkten Verfolger. Die Voraussetzungen für einen hochspannenden Mannschaftskampf hätten kaum besser sein können.

 Wie bei unserem letzten Auswärtsspiel machten wir uns wieder mit zwei Autos auf den Weg. Die vertraute Aufteilung in „weißes“ und „schwarzes“ Auto (damit ist die Farbverteilung an den Brettern gemeint) konnte diesmal allerdings nicht ganz eingehalten werden. Zachi saß zwar im „weißen“ Auto, spielte heute jedoch an Brett 8 – und damit Schwarz. Für den Verlauf des Wettkampfs hatte das aber keinerlei Bedeutung, denn auch an diesem Spieltag war auf Mr. 100% wieder absolut Verlass. 

Für mich persönlich war es besonders wertvoll, dass Zachi mit in meinem Auto saß. Auf dem Weg, als wir noch Thomas und Evander einsammelten, unterhielten wir uns über meine geplante Eröffnung für den heutigen Wettkampf. Da Zachi dieselbe Eröffnung wie mein späterer Gegner spielt, wies er mich noch auf eine Variante hin, die ich nicht mehr vollständig präsent hatte. Während wir noch auf Thomas und Evander warteten, nutzte ich die Gelegenheit, sie schnell nachzuschlagen. 

Und dann kam es, wie es manchmal im Schach so kommt: Mein Gegner wählte genau diese Variante – und ich war dank der letzten Minuten Vorbereitung bestens darauf eingestellt.
Vielen Dank dafür, Zachi!

Brett 7: Wolfgang Angeli 

Den ersten vollen Punkt konnte heute Wolfgang beisteuern. Zwar fand ich, dass sein Gegner bei besserer Partiefortsetzung durchaus hätte weiterspielen können, aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Vielleicht war sein Gegner auch zu überrascht, um nicht zu sagen geschockt, von Wolgang's Dolchstoß 18.La5! 

Stellung nach 18.La5 ! Schwarz hatte zuvor seinen Turm auf a8 geopfert, in der Hoffnung die weiße Damen mit dem zweiten Turm von f8 fangen zu können. Nach 18....D:a5? und 19.D:b7 hat Schwarz jedoch klar einen Turm weniger und gab deshalb auf. Spielstand 1:0

Brett 3: Thomas 

Steiner Thomas war als Nächster mit seiner Partie durch – diesmal jedoch deutlich weniger an der Kultur Ichenhausens interessiert als noch beim letzten Wettkampf in der Deininger Mauer. Seine Partie schildert er nachstehend wie folgt: 

" Ich spielte an Brett 3 gegen Thomas Kurzweil. Da ich früher schon gegen denselben Gegner gespielt hatte, wusste ich, dass er ein großer Liebhaber von "1...g6, 2...Lg7 gegen alles" ist und beschloss nach langer Zeit mal wieder 1.b3! auszupacken. Thomas K. war auch richtig angeödet, wie er mir nach der Partie verriet. Immerhin wird in 44% aller Ultrabullet Partien auf Lichess 1.b3!, g6 2.Lb2, Lg7 !!! gespielt. Doch mein Gegner war mit allen Wassern gewaschen und umging diese Subtilität. Dennoch hätte ich nach nur 10 Zügen mit dem "Baby-Orang-Utan" (wie Bent Larsen diese Eröffnung im Unterschied zum ausgewachsenen "Orang-Utan" nach 1.b4 taufte) tatsächlich einen netten Vorteil erreichen können:

Ohne groß nachzudenken spielte ich hier 11.g4? um mir das Läuferpaar zu sichern. Was wäre stärker gewesen?

Engines und gute Schachspieler wählen hier 11.c:d. Klar ist, dass 11...e:d wegen 12.Sf5 De6 13.S:d6 für Weiß recht angenehm ist (+1,0 laut SF17). Doch was spricht eigentlich gegen 11...S:d5?  Mit dem Zug 12.L:g7! hätte Weiß einen gesunden Mehrbauern erobert, da sich nach 12...K:g7 13.L:d5 das Wiedernehmen wegen "Familienschach auf f5 verbietet. Hier rächt es sich, dass der Nachziehende auf den Standardzug c7-c6 verzichtete. Nachdem ich diese Chance verpasst hatte wurden noch einige weitere Ungenauigkeiten ausgetauscht, bevor mein Gegner und ich in etwa ausgeglichener Stellung die Friedenspfeife schmauchten." 

aktueller Spielstand 1,5:0,5

Brett 4: Hans Kampen 

Hans erwischte heute leider keinen guten Tag und musste sich mit den schwarzen Steinen geschlagen geben. Solche Tage gehören zum Schach dazu – umso mehr freuen wir uns darauf, wenn er im nächsten Jahr wieder entscheidende Punkte zum Mannschaftserfolg beisteuert. 

aktueller Spielstand 1,5:1,5 

Brett 2: Martin Schönwetter

Martin traf auf einen Gegner, der in der vergangenen Saison noch an Brett 1 gegen mich gespielt hatte. Da die Farben gleich blieben, wusste Martin in etwa, was ihn erwarten würde. Leider gelang es ihm nicht, seinen Matchplan erfolgreich umzusetzen, sodass Weiß am Ende die Oberhand behielt und der Punkt diesmal an Ichenhausen ging.

aktueller Spielstand 1,5:2,5

Erstmals in dieser Saison lagen wir damit zurück – ein ungewohntes Gefühl. Wirkliche Sorgen machte ich mir dennoch nicht, schließlich waren noch zweimal Mr. 100% an den Brettern.

Brett 8 - Zachi (Nr.1 Mr.100%) 

Wie schon eingangs erwähnt, hatte Zachi heute Schwarz, obwohl er bei mir im Auto mitfuhr und da alle Insassen Weiß hatten. Aber für einen Mr. 100% ist die Farbe eigentlich egal. Einfach spielen und geduldig warten, bis der Gegner einen Fehler macht. 

Und so war es auch heute. Zachi braucht wirklich Geduld, musste auch ein Risiko eingehen, um den Gegner zu Fehlern zu verleiten, doch am Ende macht sich das bezahlt. 

Stellung nach 20....Tg5!? 

Hier war das Risiko, dass Weiß den schwarzen Turm womöglich einsperren und am Ende gewinnen kann. Doch das schwarze Turmmanöver war ja nur zur Ablenkung, um weitere Schwächen am Königsflügel zu provozieren. Ein paar Züge später, befand sich der Turm schon wieder am Damenfügel und Weiß konnte das Matt nur noch mit Materialverlust abwehren.

Stellung nach 28....T8c2 

Egal was Weiß zieht, er verliert den Bb2 und anschließend auch noch den Be3 oder Ba3. Nach nur weiteren 4 Zügen, gab Weiß auf und der Punktestand im Spitzenduell war wieder ausgeglichen. 

aktueller Spielstand 2,5:2,5 

Bei noch drei laufenden Partien war die Ausgangslage völlig offen. Während die SGA auf den Sieg drängte, hoffte Kötz/Ichenhausen zumindest auf ein 4:4. Die Spannung lag förmlich in der Luft – alles war noch möglich. 

Bei mir (Denis) sah alles nach einem Sieg aus, bei Evander blieb der Ausgang weiter offen, und selbst Manuel, bei dem ich schon mit einer Null gerechnet hatte, kämpfte plötzlich um ein Remis. Würde es am Ende tatsächlich reichen?

Brett 1 – Denis Wiegner

Wie eingangs schon erwähnt, hatte ich das Glück die ersten Züge der Eröffnung noch kurz vor der Partie angeschaut zu haben, da ich diese Variante sonst nicht spiele und die genaue Zugfolge nicht mehr im Kopf hatte. 

Mein Gegner musste aber auch schon ab dem 5ten Zug überlegen und so gelang es mir aus der Eröffnung einen kleinen Vorteil herauszuholen.

Stellung nach 22.Se2

In dieser Stellung hätte Schwarz mit der forcierten Zugfolge 22…Sg6! 23. 0-0-0 Sh4! 24. f4 Txh5 25. fxg5 den weißen Vorteil zumindest klein halten können. 

Stattdessen zog er aber 22...Ke7, was es mir ermöglichte nur 6 Züge später folgende Gewinnstellung zu erreichen.

Die nächsten weißen Züge sind hier Kf3 nebst Kg4 und Schwarz kann den Bauern g5 nicht halten. Leider sah ich dieses einfache Manöver nicht sofort und brauchte noch bis zum 50ten Zug um meinen Stellungsvorteil in einen Sieg zu verwerten. 

Wir führten wieder 3,5:2,5

Brett 6 - Manuel Waibel 

Schön das Manuel heute wieder dabei war, nachdem er die letzten beiden Spiele aus privaten Gründen pausieren musste. 

Mir gefiel zwar seine Stellung von Anfang an nicht so, dass ich den Eindruck hatte, er spielt durch den Doppelbauen f7 und f6 mit einem Bauern weniger, aber das ist keineswegs so. Schwarz kann sich schnell entwickeln, beide Läufer auf e6 und d6 positionieren und mit dem Vorrücken den f-Bauern am Königsflügel angreifen. 

Es kam jedoch anders: Mit 19.d5? versuchte Weiß, Vorteil zu erlangen, spielte Schwarz damit aber letztlich eher in die Karten – fast hätte dies sogar zu einem Führungswechsel geführt.

Der Zug 21…Df4? ließ eine bessere Fortsetzung aus: Mit 21…Txe3 22.Sxe3 De5! wäre Schwarz Dank des Läuferpaares in die Initiative gekommen.

In der Partie aber konnte Weiß letztendlich keinen Vorteil durch den Freibauern auf d5 erlangen und man einigt sich im 47ten Zug auf Remis. 

Spielstand 4:3

Brett 5 – Evander Hammer (eigentlich Nr.2 Mr. 100%)

Besonders freut es mich, dass ich Evander im Sommer dafür gewinnen konnte, wieder für unseren Verein zu spielen. Zwar reist er dafür jedes Mal aus Würzburg an, doch da er den Weg meist mit dem Besuch bei Freunden verbindet, ist die Fahrt nach Augsburg für ihn sicherlich gleich doppelt schön. 

Auch erstellt Evander nach dem Wettkampf immer selbst eine Analyse seiner Partie, wobei ich immer die kurze Version für meinen Bericht verwende. 

„Nach dem soliden Positionssieg in Runde 3 folgte gegen Joachim Horvath (DWZ 1885) wieder eine Achterbahnfahrt mit allem, was dazugehört. 

Das Hauptproblem war das Zeitmanagement: Ich hatte 70 von meinen 90 Minuten in der Eröffnung verbraucht und kam zwar in eine gute Stellung mit Läuferpaar, aber als mein Gegner dann einen groben Fehler machte (+3.3 laut Computer), hatte ich nicht mehr genug Zeit, um die Gewinnzüge zu finden. Später, mit nur noch 10 Sekunden auf der Uhr, machte ich selbst einen Fehler und stand kurz auf Verlust – aber mein Gegner gab den Vorteil direkt zurück, und durch die Freibauern konnte ich eine Dame holen. 

Dame gegen Turm ist laut Tablebase gewonnen, aber ich verpasste das kleine Fenster für Zugzwang und Bauerngewinn. Er positionierte seinen König richtig, und die Partie endete mit Remis. 

Anm.d.Red.(Denis). Anstatt 52.Dg3 ? und Remis, hätte Weiß hier 52.Dc8! spielen sollen und keine 10 Züge später hätte Schwarz aufgeben können

Das Learning ist klar: In der Eröffnung schneller ziehen, damit für die kritischen Momente noch Zeit da ist. 

Positiv war vieles: Ich habe zweimal Remis abgelehnt und meine Kämpfernatur gezeigt. Ich habe alte Freunde wiedergetroffen – Max, Christoph und Daniel. Das Team hat 4½ - 3½ gewonnen. Und es war wieder die längste Partie des Tages mit 10/10 Spaß. 

Dem letzten Satz von Evander ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Es war ein rundum schöner Tag, der einmal mehr gezeigt hat, wie viel Freude unser Hobby – das Schachspiel – bereiten kann. Auch wenn es im Schach keine Hin- und Rückrunde wie im Fußball gibt, habe ich für mich beschlossen: Die SGA darf sich in der Schwabenliga 2 Nord inoffiziell Herbstmeister nennen. 


Feier zum inoffiziellen Herbstmeister in der Schwabenliga 2 Nord Saison 25/26